Einer der Hauptvorteile des kapazitiven Messverfahrens ist der realisierbare Temperaturbereich, in dem die Feuchtemessungen durchgeführt werden können. So erlauben z.B. moderne Feuchtegeber für industrielle Anwendungen Mssungen zwischen -40...+180 °C, wobei die Temperatur gleichzeitig erfasst wird und ebenfalls als normiertes Ausgangssignal zur Verfügung steht.
Je nach Geräteausführung sind Abweichungen des dargestellten Arbeitsbereichs möglich.
Bedingt durch die rein elektrische Messung bietet das kapazitive Messverfahren einen weiteren Vorteil. So können z. B. hochwertige und mit modernster Mikroprozessortechnik ausgestattete Feuchtegebe mit einer Vielfalt möglicher Optionen und Funktionen versehen werden.
Da unterschiedlich auftretende Gasdrücke und Luftgeschwindigkeiten kaum einen Einfluss auf den kapazitiven Feuchtesensor ausüben, sind Geräteausführungen erhältlich, die Messungen in druckbelastetem Systemen zwischen 0...100 bar erlauben.
Die Messgenauigkeit liegt je nach Geräteausführung zwischen ±2 und ±5 % rF. Unter bestimmten Voraussetzungen können sogar Messgenauigkeiten von ±1 % rF erreicht werden.
Hygrometrisches Messverfahren
Beim hygrometrischen Messverfahren werden die besonderen Eigenschaften hykroskopischer Faserstoffe zur Bestimmung der Luftfeuchtigkeit genutzt. Setzt man diese Faserstoffe der Umgebungsluft aus, treten nach einer Ausgleichszeit messbare Längenänderungen in Abhängigkeit von dem Feuchtegehalt der Luft auf.
Der jeweilige Zustand des Faserstoffens ermöglicht nun einen direkten Rückschluss auf die vorhandene Luftfeuchtigkeit.
In hygrometrischen Messelementen finden überwiegend speziell präparierte Kunststofffäden und menschliche Haare Anwendung.
Haarmesselement
Die Wirkungsweise des Messelementes beruht darauf, dass die verwendeten Haare in der Lage sind, Feuchtigkeit zu absorbieren. Durch Feuchtigkeitsaufnahme entsteht am Haar ein quellender Effekt, der sich vorwiegend als Längenänderung bemerkbar macht.
Bei zunehmender Luftfeuchte verlängert sich das Haar. Die Längenänderung beträgt ca. 2,5 % bezogen auf die Haarlänge bei einer Feuchtänderung von 0 auf 100 %. Das Haar weist jedoch bei hoher Luftfeuchte nur noch eine relativ geringe Verlängerung auf.
Haarmesselemente werden vorzugsweise in Zeigerinstrumenten für den Klimabereich eingesetzt. Die Längenänderung des Haares wird durch eine spezielle feinmechanische Übersetzung auf einen Zeiger oder Schreibstift übertragen. Aus Gründen der mechanischen Stabilität fasst man mehrere haare zu einem Haarbündel oder zu einer Haarharfe zusammen.
Das Messverfahren gewährleistet eine Genaugikeit von ±3 % im Messbereich von 0 ... 90 (100) % rF. Es sind Umgebungstemperaturen von -35 ... +50 °C möglich. Bei längerer Anwendung im niedrigen Feuchtebereich unterhalb 40 % rF muss das Haarelement regeneriert werden. Hierzu setzt man das Haar-Hygrometer ca. 60 Minuten lan einer nahezu gesättigten Luft (etwa 94 ... 98 %) aus. Eine eventuelle Korrektur der Zeigerstellung kann anschließend mit einer Justierschraube vorgenommen werden. Haar-Hygrometer reagieren empfindliche gegen hygroskopischen Staub und sind daher zu schützen bzw. müssen in bestimmten Zeitabständen gereinigt werden.
Kunststoffmesselement
Beim Kunststoffmesselement werden anstatt der menschlichen haare Kunststofffäden verwendet. durch ein spezielles Verfahren erhalten diese Fasern ebenfalls hygroskopische Eigenschaften. Änderungen der relativen Feuchte bewirken eine proportionale Längenänderung des Messelementes. Die Längendehnung wird auch über eine feinmechanische Übersetzung übertragen.
Das Kunststoffelement bietet den Vorteil, dass man es bei höheren Temperaturen (bis zu 110 °C) und auch über längere Zeit bei niedriger relativer Feuchte verwenden kann. Ein von den Haarmesselementen bekanntes Regenerieren ist hierbei nicht erforderlich.
Das Kunststoffmesselement ist wasserbesteständig und unempfindlich gegen trockenen Schmutz, Staub, Flusen und ähnlichen Verschmutzungen. Der Mess-/Arbeitsbereich liegt bei (0)30 ... 100 % rF, ist aber von der Umgebungstemperatur abhängig. Dabei beträgt die Messgenauigkeit ±2 to 3 %.
Hygrometrische Messwertgeber mit Kunststoffelement werden wegen ihrer weitgehenden Unempfindlichkeit und der höheren Temperaturverträglichkeit für Dauermessungen in der industriellen Verfahrenstechnik und im Klimabereich eingesetzt. Entsprechend der jeweiligen Anwendung sind die verschiedensten Geräteausführungen erhältlich.